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Tod am Samstagabend

ISBN 978-3-7309-0843-3

Eine Pokerrunde am Samstagabend nimmt ein jähes Ende, als eines der Mitglieder tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Kommissar Wengler stößt nur auf eisiges Schweigen, bis der Fall einen unerwartete Wendung nimmt.

 

 

 

 

Das Buch ist eine Kurzgeschichte und deshalb nur als e-book zu haben. 

Tod am Samstagabend

Eine Kommissar Wengler Geschichte 

 

von

Olaf Maly

 

2012©Olaf Maly

 

 

Kapitel 1 

 

„Wir kommen jeden Samstag hier zusammen, jeden Samstag, um Karten zu spielen. Poker, um genau zu sein. Also jeden Samstagabend um sieben sind wir hier verabredet, schon seit Jahren.“

„Ja, Peter hat recht, jeden Abend und das seit nun… – Peter, wie viele Jahre schon? - Na ja, ich weiß es nicht ganz genau…“

„Siebzehn, genau siebzehn Jahre. Man, Klaus, du vergisst aber auch schon alles Mögliche.“

„Bin auch nicht so frisch wie du, ich sehe nur frischer aus, mein Lieber. Aber das ist auch nicht so wichtig, der Kommissar will das doch gar nicht wissen. Wir kommen hier zum Spielen her und trinken auch ein bisschen was. Jeden Samstag.“

„Das hast du jetzt schon zum ich-weiß-nicht-wie-vielten Male gesagt. Lass dir mal was anderes einfallen!“

„Meine Herren, beruhigen Sie sich. Erst einmal möchte ich wissen, wer Sie sind, also der Reihe nach. Sie mit dem weißen Schnauzer, wie heißen Sie?“

Damit übernahm der Kommissar das Kommando und begann, das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken.

„Manfred Krumholz. Mit einem M in der Mitte. Ich bin Regierungsrat im Ruhestand und habe mit dieser Sache hier nichts zu tun.“

Manfred Krumholz rückte umständlich auf dem Sessel hin und her, sah sich seine Freunde nacheinander an und lehnte sich dann zurück, als müsse er dem weiteren Schauspiel besonders genau zusehen.

„Das werden wir noch herausfinden, Herr Krumholz. Sie auf der Couch, wer sind Sie?“

„Peter Moshammer, mit zwei M in der Mitte.“

Bei diesen Worten konnte er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

„Ich bin Peter Moshammer, lebe in der Königinnenstraße und bin Rentner. War über vierzig Jahre bei Drechsler, Finanzen.“

„Das wird den Herrn Kommissar besonders interessieren“, warf Klaus Renniger ein. Er erntete damit einen gewissen Blick von Peter Moshammer, dessen tatsächliche Bedeutung er lieber nicht erfahren wollte.

„Klaus Renniger.“

Klaus Renniger wartete erst gar nicht auf die Frage des Kommissars und gab seine Identität ganz freiwillig und ohne gefragt zu werden preis.

„Klaus Renniger, mit zwei N in der Mitte, ehemaliger Ladenbesitzer in der Sonnenstraße, aber schon ewig im Ruhestand. Die Herren haben bei mir immer ihre Unterwäsche und Socken gekauft, auch die für ihre Frauen. Besonders Unterwäsche für ihre Frauen, die nicht unbedingt ihre Frauen waren, wenn Sie wissen, was ich meine.“

Bei dem Wort ‚Frauen‘ hob er etwas seine Stimme, damit auch jedem klar wurde, was er gemeint hatte. Augenblicklich wünschte sich Klaus Renniger, er hätte das lieber nicht gesagt, angesichts der Blicke, die er dafür erntete.

„Mein Gott, diese alten Kamellen“, kam es gelangweilt von Peter Moshammer.

„Wer war zuerst hier?“, fragte Kommissar Wengler vom Morddezernat, um dem ganzen Nonsens ein Ende zu machen und endlich zur Sache zu kommen.

Kommissar Herbert Wengler war ein kleinwüchsiger, gutmütig aussehender Mittfünfziger, den man wegen seiner scheinbaren Gutmütigkeit schon manches Mal unterschätzt hatte. Seine langjährige Erfahrung, seine Verbissenheit, seine unermüdliche Kleinarbeit in den Fällen, mit denen er sich zu beschäftigen hatte, hatten ihm im Kommissariat den Ruf verpasst, akribisch, kleinlich und in gewisser Weise auch etwas besserwisserisch zu sein. Seine Erfolge jedoch gaben ihm Recht und letztendlich bekam er immer die Fälle, die aussichtslos schienen und kein anderer hätte aufklären können. Das war auch in dieser Sache der Fall.

 

Der Anruf kam gegen acht Uhr abends, um genau zu sein, zwei Minuten vor acht, wie sich Kommissar Wengler mehrfach von verschiedenen Seiten bestätigen ließ und sich in sein kleines, weißes Notizbuch notierte, etwas, was er sich für jeden Fall neu anlegte. Inzwischen gab es unzählige Notizbücher, die er in einem besonderen Schrank, geordnet nach Datum und alphabetisch sortiert, in seinem Büro aufbewahrte. Wann immer er etwas suchte, brauchte er sich nur an den Namen des Toten zu erinnern und konnte auf sein Archiv gelöster Fälle zurückgreifen. Und die Namen der Toten waren fest in seine Erinnerung eingebrannt, die Namen, die er nicht vergessen würde, auch nicht nach Jahren.

„Ich habe ihn gefunden“, meldete sich Klaus Renniger zu Wort, „was aber nicht heißt, dass ich zuerst hier war. Normalerweise komme ich immer als letzter, aber heute war noch keiner da, nur die Tür stand offen, also bin ich reingegangen, hab meinen Mantel ausgezogen und dabei zu Adolf gesagt, dass ich, wie es aussieht, heute einmal der erste sei und wo denn die anderen seien und so. Habe aber keine Antwort bekommen. Wenn ich jetzt so daran denke, habe ich wohl mit mir selbst gesprochen. Ich wusste ja nicht, dass er tot war, wie ich da mit ihm gesprochen hab. Oder gedacht habe, dass ich mit ihm spreche. Das Licht im Wohnzimmer war an, aber nur eine kleine Lampe, nicht der große Kristallleuchter an der Decke, nur die kleine Lampe auf dem Beistelltisch. Es fiel eigentlich kein Licht auf den Gang, eben gerade genug, um den Haken für meinen Mantel zu finden, aber mehr nicht. Das kam mir schon seltsam vor, also bin ich langsam Richtung Wohnzimmer gegangen und habe dabei leise nach Adolf gerufen.“

„Adolf ist der Name des Toten, nehme ich an“, unterbrach Kommissar Wengler.

„Ja, Adolf eben. Adolf Berger, dem die Wohnung hier gehört.“

Ãœberrascht von der Unterbrechung musste Klaus Renniger erst einmal Luft holen. Die Polizei, dachte er bei sich, hat so ihre Wege, da sagt man lieber nur was, wenn man gefragt wird. Wahrscheinlich wollte der mich aus dem Konzept bringen.

Stille breitete sich aus, alle Beteiligten sahen sich gegenseitig an.

Der Kommissar machte sich Notizen.

„Also Sie sind ins Wohnzimmer gegangen und was war dann?“, fragte der Kommissar nach einer Pause, in der man eine Nadel auf den roten, sanften Veloursteppich hätte fallen hören können.

 

 

 

 

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