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Mordsblattl
Ein Oberbayern Krimi
Taschenbuch: ISBN: 978-3-96714-119-1
E-Book: ISBN 978-3-96714-172-6

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Als Kommissar Franz Josef Bernrieder auf eine Alm gerufen wird, trifft der oberbayerische Schürzenjäger nicht nur auf einen ermordeten Tierarzt, sondern auch auf einen Senner, der von der Tat nichts mitbekommen haben will. Schwer zu glauben für Kommissar Bernrieder, schließlich hat er bei Verdächtigen einen siebten Sinn - und bisher auch die kniffligsten Fälle gelöst.

Doch das tödliche Spiel hat gerade erst begonnen. In anonymen Briefen wird Bernrieder herausgefordert, und der mutmaßliche Mörder droht mit weiteren Opfern. Als plötzlich ein Wurstfabrikant tot aufgefunden wird, kommen beim Kommissar Zweifel auf. Hat er tatsächlich auf den Falschen gesetzt?
Der nächste Mord scheint nur einen Zeigerschlag entfernt, und Bernrieder muss sich sputen, damit nicht eine weitere Gräueltat das oberbayerische Idyll stört. 

Mordsblattl

Ein Oberbayern Krimi

von

Olaf Maly

 

2021 ©Olaf Maly

 

 

Kapitel 2 (Auszug)

Franz Josef Bernrieder stand auf der Straße und wollte seinen Autoschlüssel aus der Tasche ziehen, der ihm allerdings, als er ihn endlich in der Hand hatte, geradewegs von seinem Freund Gustl abgenommen wurde. Als der sich vehement darüber beschweren wollte, klingelte sein Handy.

Es war Wachtmeister Korbinian Schuhnagel, der Diensthabende für's Wochenende. Er hatte keine Familie, also bewarb er sich immer für die Wochenenden. Da hätte er etwas Sinnvolles zu tun, wie er meinte. Die Einwohner seiner geliebten Stadt vor dem Übel zu bewahren.

Der Anruf konnte nichts Gutes bedeuten, schoss es dem Franz wie ein Blitz durch den Kopf. Wenn der Korbinian um diese Zeit anrief, war es immer ein Notfall. So schnell wie der Gedanke kam, war er auch schon wieder verschwunden. Es gab keine Alternative.

»Ja was is, Korbinian?«, sagte er deswegen auch ein bisschen schroff.

»Des klingt aber nicht gut, was ich da hör, Franz. Hast a bisserl viel Bier g'habt?«

»Macht nix, Korbinian, sag mir nur, was is, und ich bin wieder voll da. Deine Nachrichten um die Zeit wecken mich sicher auf.«

»Eine Leich hamma.«

»Sehr gut. Des is genau des, was ich jetz brauch. Und du weißt sicher auch, wo die Leich is?«

»Logisch.«

»Und macht dir des was aus, wenn du mich daran teilhaben lässt?«

»Nein, des macht mir nix aus.«

»Korbinian …«

»Ja, is ja schon gut. Wollt halt a bisserl an Spaß machen mit dir. Nix für ungut. Wir holen dich ab, weil da, wo die Leich is, da kommst du mit deiner Kisten nie rauf. Und mit deinem Blutalkohol sowieso nicht. Wo bist denn eigentlich?«

»Vor dem Haus vom Gustl. Aber da geh ich jetz wieder rein, weil mir wird's hier langsam a bisserl zu nass.«

»Wir sind in zehn Minuten da. Lauf net weg.«

»Depp.«

Dann legte er auf, sah seinen Freund Gustl an und erklärte ihm, dass es eine Leiche gäbe.

»Sauber, ich glaub, ich muss den Ludwig anrufen. Ich glaub nicht, dass du heut Nacht noch den Mörder find'st.«

»Ich weiß ja nicht einmal, ob der umbracht worden is. Also wart mit deinem Anruf.«

»Warum sollten die dich anrufen, wenn einer an Herzkaschperl g'habt hat? Da rufen die höchstens die Feuerwehr.«

»Da hast du wieder recht. Lass uns reingeh'n. Des wird mir zu nass hier draußen. Blumen mögen des vielleicht, aber nicht ich.«

 

Wie versprochen, dauerte es wirklich nur ein paar Minuten, und ein Unimog hielt vor der Schnitzerei mit quietschenden Bremsen. Es war ein alter Wagen, der schon viel erlebt haben musste. Die Reifen hatten ein starkes, grobes Profil. Unter den Türen sah man Rostlöcher, die mit Farbe übersprüht waren. Ansonsten gab einem das Gefährt ein Gefühl von Unzerstörbarkeit, wie ein ewiges, lang andauerndes Abenteuer.

»Des wird der sein, der mich abholt. Des muss ja wirklich in der Prärie sein, dass die den rausg'holt ham. Schaut nicht so aus, als würden die den jeden Tag fahr'n.«

»So was hat die örtliche Polizei? Des schaut ja aus wie ein Militärischer.«

»Nein, der is bestimmt von der Feuerwehr. Nur für Sondereinsätze, glaub ich. Und des is ein Sondereinsatz, hab ich des G'fühl. Jetz hab dich gut, mein alter Freund. Ich seh dich morgen zum Umzug.«

»Nein, wirst du nicht. Weil ich denk, dass du morgen eine Arbeit hast. Aber mach dir keine Sorgen. Wir machen des schon noch. Irgendwann amal, aber nicht morgen.«

Damit drückte Gustl seinen Freund durch die Tür und schloss hinter ihm ab. Er war froh, dass er derjenige war, der in einem warmen Zimmer die Nacht verbringen durfte und nicht wie sein Freund in der nassen Kälte der bayerischen Berge. Oder wo immer man ihn mit dem Monster hinfahren würde.

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