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Berghex'n
Ein Oberbayern Krimi
ISBN: 

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Manche Familiengeheimnisse sollte man besser dort lassen, wo sie hingehören: gut vergraben!

 

Eigentlich hatte Hauptkommissar Franz Josef Bernrieder gehofft, sein nächster Fall sei weniger kompliziert als seine Steuererklärung. Aber nein: Karin Wendling ist tot, ihre Schwester wirkt nahezu erleichtert darüber, und die Liste der Verdächtigen liest sich wie ein Who’s-Who des Chaos.

 

Während Franz und seine Kollegin Amelie versuchen, Licht in das Dunkel dieser skurrilen Geschichte zu bringen, stolpern sie von einem absurden Wendepunkt zum nächsten – Ein Ex-Liebhaber, der Grund zur Freude am Tod hat, ein zweifelhafter Unfall und ein leerer USB-Stick, der erstaunlich viel verrät. 

 

Je tiefer die Ermittler graben, desto deutlicher wird, dass niemand ist, wer er zu sein vorgibt – und dass sie mehr als einer Tragödie auf der Spur sind ...

Berghex'n

Ein Oberbayern Krimi

von

Olaf Maly

 

2025©Olaf Maly

 

 

Kapitel 2 (Auszug)

Franz Josef Bernrieder lag noch im Bett, als ihm der Duft von frischem Kaffee an der Nase vorbeistrich und er sich wunderte, woher er kam. Er ahnte es natürlich, da es derer nicht viele Möglichkeiten gab, aber gewundert hatte er sich doch. Irgendwie hatte er es im Halbschlaf gar nicht mitbekommen, dass seine neue Flamme Iris sich aus dem Bett geschlichen und in der Küche zu schaffen machte. Einerseits freute er sich, dass er einmal verwöhnt wurde, andererseits wollte er lieber noch ein wenig die warme, zarte Haut spüren, die ihm die kühle Nacht so angenehm gemacht hatte.

Iris war einer der Kurgäste, die sich einsam fühlten. Was nicht ungewöhnlich war in diesem Ort, der für jüngere Leute nicht gerade attraktiv ist. Es ist auch nicht einfach für eine junge Frau, immer nur gesundes Wasser zu trinken und den Regelungen der Ärzte Folge zu leisten. Besonders, wenn man sich gar nicht so krank fühlt und sich nur mal ein wenig erholen will. Eine Freundin, die auch einmal in Bad Tölz ihre Leiden unter Kontrolle zu bringen versucht hatte, hatte ihr die Telefonnummer von Franz Josef Bernrieder gegeben. Sie meinte, er kenne sich in seiner Stadt bestens aus und werde sie bestimmt ein wenig herumführen. Oder auch einmal ausführen, wenn sie das denn wollte und ihm das auch entsprechend übermitteln würde. Und sie wollte. Deswegen hatte es sich ergeben, dass sie an diesem Sonntagmorgen in der Küche stand und Kaffee kochte.

Franz Josef Bernrieder zog sich seinen seidenen Morgenmantel an, den er einmal von einer seiner kurzen Bekanntschaften bekommen hatte. Andrea, so hatte sie geheißen, meinte, dass sie seine groben Baumwollmäntel nicht ausstehen könne. Die würden unheimlich kratzen, und das wiederum würde nicht gerade zuträglich für ihre zarte Haut sein. Beim zweiten Besuch hatte sie dann das rote, mit goldfarbenen Stickereien versehene Prachtstück mitgebracht. Chinesische Seide, mit einem großen, über den ganzen Mantel gestickten Drachen. Immer wenn sie bei ihm zu Besuch war, bestand sie darauf, dass er nur diesen anzog. Nichts anderes. Und nichts darunter. Auch wenn es nicht Iris war, die ihm den Mantel geschenkt hatte, er trug ihn gerne. Er war leicht, fast konnte man ihn nicht spüren, so sanft floss er um jeden Muskel. Etwas, was gerade Iris ausgezeichnet gefiel.

Langsam ging er die Treppe hinunter und rief leise nach seiner Gefährtin. Es war warm im Haus, wenn sich draußen auch ein wenig der Nebel niedergelassen hatte. Es sollte wettermäßig ein schöner Tag werden, und er hatte vor, mit seiner neuen Flamme an den Stausee zu fahren. Oder an die Isar. Was immer sie sich wünschte. Dann noch ein schönes Mittagessen in einem der Landgasthöfe und ein Nachmittag im Haus zum Ausklingen des Wochenendes. Es sollte allerdings anders kommen.

»Iris, wo bist denn? Des riecht ja wie in einem Café.«

»Weißt doch, wo ich bin, Franz. Wo soll ich sein, in der Küche! Einer muss ja was machen, dass wir nicht verhungern.«

»Ich bin noch nie verhungert, höchstens aus Mangel an Zuneigung, weißt eh. Ich hab dich total vermisst in unserer Kuschelecke. Grad schön war’s, und du bist einfach weg g’wesen.«

»Ja, mir kommen auch die Tränen, aber alles zu seiner Zeit. Jetzt hab ich Hunger.«

»Mei, Iris, du bist immer so praktisch, so organisiert. Lass dich doch amal geh’n. Ich mein, es is doch Sonntag.«

Inzwischen war er in der Küche angekommen. Auf dem Tisch standen schon die Teller, das Brot war bereits geschnitten und lag im Korb, die gekochten Eier standen in den Eierbechern. Sogar eine Kerze hatte sie gefunden und angezündet.

»Des macht mir richtig Angst, Iris, wenn ich des so seh. Da komm ich mir vor, als wär ich mit dir verheirat.«

»Franz, erstens sind wir nicht verheiratet, was auch gut so ist, und zweitens bekommt man es meistens nicht mehr so, wenn man erst einmal im Hafen der Ehe angelegt hat. Rein statistisch gesehen besteht die wahre Liebe nur für ein paar Jahre. Dann ist es vorbei mit dem Verwöhnen. Deswegen genieße es.«

»Des hab ich mir denkt, dass des nachlasst, wenn man erst amal den ewigen Bund g’schlossen hat. Deswegen mach ich des nicht. Außerdem sollen die Scheidungen teurer sein als wie die Hochzeiten. Und die sind heut schon sauteuer.«

Iris hatte auch noch eine CD in das Abspielgerät gelegt, das auf dem Regal neben dem Bauernschrank stand. Leichte, langsame Musik. Die CD verhieß ›Musik zum Träumen‹. Sie dachte sich, es war eher Musik zum Einschlafen. Aber es war leise, also hatte man auch die Möglichkeit, sich nebenbei zu unterhalten. Franz Josef Bernrieder gab einige Geschichten zum Besten, die er, muss man gestehen, etwas ausmalte, damit er als Held und Retter dastehen konnte. Da Iris ihn dabei immer lächelnd ansah, wusste er, dass sie ihm nur die Hälfte glaubte. Aber das war ihm genug.

 

Gerade als Franz Josef Bernrieder in sein Brot mit der Himbeermarmelade von der Greiner-Bäuerin beißen wollte, die, wie alle wissen, die beste Himbeermarmelade macht, die man essen kann, hörte er einen Wagen kommen.

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